Auf großes Interesse stieß der „Tag des offenen Denkmals“ in Bendorf. Unter dem Motto „KulturSpur: Ein Fall für den Denkmalschutz“ öffneten zahlreiche Stätten in Bendorf und im Kutlurpark Sayn ihre Türen für interessierte Besucherinnen und Besucher und lockten mit besonderen Besichtigungsmöglichkeiten und attraktiven Führungen.
Auf dem Denkmalareal Sayner Hütte lud der Freundeskreises Sayner Hütte gemeinsam mit dem Förderkreis Rheinisches Eisenkunstguss-Museum zu „Musik und Wein“ und weiteren Genüssen. Zunächst begeisterte Saxofonist Andreas Nilges die Gäste mit „Easy Listening“-Melodien, am späten Nachmittag sorgte DJ Insomnia für einen entspannten Ausklang mit elektronischen Beats. Museumsleiterin Barbara Friedhofen führte zahlreiche Interessierte über das Denkmalareal und berichtete u.a. über das Arkadengebäude, das ab dem nächsten Jahr die Eisenkunstgussausstellung beherbergen wird.
Bei wunderbarem Wetter machten sich auch viele Kulturbegeisterte auf zum Römerturm am Limes, wo Wanderführer Werner Langhals Erklärungen zum Weltkulturerbe Limes in petto hatte.
In der Abtei Sayn bot der Förderkreis um Jürgen Mosen am Nachmittag interessante Führungen zum Bauwerk, der Geschichte und besonderen „Kulturspuren“ an. So wurde u.a. auf die verschiedenen Untersuchungen im Rahmen der Restaurierungsmaßnahmen eingegangen. Aus acht Jahrhunderten Abteikirche gab es so manche Geschichte zu erzählen.
500 Jahre Mühlenhistorie konnten große und kleine Gäste bei der Hein’s Mühle erleben – wunderbar veranschaulicht durch die erfahrenen Gästeführer, die die Besucherinnen und Besucher durch das Denkmal am rauschenden Brexbach führten.
Ein besonders gefragter Programmpunkt war die Führung von Dietrich Schabow zur Geschichte der ehemaligen Jakoby'schen Heil- und Pflegeanstalt. Das Denkmal konnte lediglich zur Führung besichtigt werden und viele Geschichtsinteressierte nahmen die Gelegenheit wahr, um sich über ein dunkles Kapitel der Bendorfer Historie zu informieren. Die Jacoby'sche Heil- und Pflegeanstalt war eine Einrichtung insbesondere für jüdische "Nerven- und Gemüthskranke". Sie bestand von 1869 bis 1942 und endete mit der Deportation und Ermordung der Bewohner und Pflegekräfte.
Die 1842 erbaute Concordiahütte war eine der bedeutendsten Industriestätten der Stadt Bendorf. Heute beherbergt die Vorhütte das Gartencenter „Garten May“. Zeitzeuge Heinz Scherer, der bereits in den jungen 1950er-Jahren auf der Concordiahütte seinen beruflichen Werdegang begann, war bei der Umstrukturierung des Geländes dabei und konnte den Gästen beim „Tag des offenen Denkmals“ so manche Anekdote erzählen.
In der Kirche St. Medard berichtete Altbürgermeister Michael Syré passend zum Motto des Aktionstages von den Wandgemälden im Chorraum von 1872, die vor zwanzig Jahren teilweise restauriert wurden und zu den Malereien im Reichardsmünster aus dem 13. Jahrhundert, die 2009 freigelegt wurden.
Erstmalig besichtigt werden konnte das Preußische Nebenzollamt Klasse II in der Mühlenstraße. Heute ist es das liebevoll eingerichtete Wohnhaus von Petra Portugall und Peter Rohleder, im Jahr 1821 wurde es als Nebenzollamt zur Überwachung der nahen Grenze zum Herzogtum Nassau geöffnet. Das Gebäude diente diesem Zweck bis 1837 und ist ein stummer Zeuge der Neuordnung des Rheinlandes zu Beginn der preußischen Ära. Gerade viele Besucherinnen und Besucher aus Bendorf waren erstaunt – sie sind schon oft an dem Haus vorbeigekommen, ohne zu wissen, dass sich dahinter eine richtige Sehenswürdigkeit verbirgt.