Er galt als der „Architekt des neuen Ruhrgebietes“ und erlangte besondere Bekanntheit bei der Umwandlung alter Industrie- und Zechenareale in neuzeitlich genutzte Natur- und Kulturlandschaften: Professor Dr. Karl Ganser.
In der Fachwelt genoss er großes Ansehen als bedeutender bundesdeutscher Geograf und Stadtplaner, langjähriger Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBM) u.a. Vielfache Würdigungen und Auszeichnungen für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur, aber auch für den Naturschutz, Landschaftspflege und Denkmalerhalt begleiteten sein umfangreiches Wirken.
Als das Land Rheinland-Pfalz im Jahre 2007 einen interdisziplinären Hochschulwettbewerb zum Thema „Sayner Hütte – was geht“ ausschrieb und eine Ausstellung mit mehr als 200 Arbeiten von Studierenden der unterschiedlichsten Fachrichtungen initiierte, übernahm Professor Ganser die Leitung der Fachjury und richtete im Jahre 2010 eine Sommerakademie auf der Sayner Hütte aus. Mit ihm als Moderator und fachlichem Berater hatte das Nachdenken über die Zukunft der Sayner Hütte einen kräftigen Impuls erfahren. Die künftige Entwicklung der Sayner Hütte sollte nicht länger allein auf die wirtschaftliche Privatisierung gerichtet sein, um eine „Last“ los zu werden. Vielmehr sollte die „Lust“ wachsen, einen Standort mit großer Geschichte und mit kreativer Kraft zu entfalten. Dazu hat Professor Ganser mit seiner großen Erfahrung im Bereich der Industriekultur Leitgedanken gefasst. Er wurde zum bedeutenden Fürsprecher und Ideengeber für die Neustrukturierung des Denkmalareals mit der außergewöhnlichen Gießhalle aus Gusseisen und Glas, die als historisches Bauwerk von Weltrang eingeordnet wird.
So würdigte denn auch das Land Rheinland-Pfalz im Jahre 2015 die großen Verdienste von Professor Karl Ganser durch die Verleihung der Landesverdienstmedaille.
„Ihrem Wissen und Ihrer unerschöpflichen Kreativität ist es zu verdanken, dass die Sayner Hütte inzwischen weit über die Grenzen der Stadt Bendorf und des Landes Rheinland-Pfalz hinaus als eines der wichtigsten frühindustriellen Bauwerke wahrgenommen wird“, betonte der damalige Kulturstaatssekretär und Vorsitzender der Stiftung Sayner Hütte, Walter Schumacher, bei seiner Laudatio. Gleichzeitig stellte er die umfassenden Fähigkeiten von Professor Ganser, Menschen für eine Idee zu gewinnen und mit großem Engagement und Überzeugungskraft eine nachhaltige Entwicklung in Szene zu setzen, in den Mittelpunkt.
Von 2007 bis 2019 hat Professor Ganser die Stadt Bendorf, den Landkreis Mayen-Koblenz, das Land Rheinland-Pfalz und die Denkmalpflegebehörden bei der Sanierung, Gestaltung und Neuausrichtung der Sayner Hütte ehrenamtlich beraten. Mit großer Kreativität, gedanklicher Klarheit, aber auch mit dem Blick für das Machbare, verfolgte er seinen Leitgedanken „Karg und edel!“ und prägte damit entscheidend die Neuinszenierung von Gebäuden, Sichtachsen und Geländemodellierung.
Karl Ganser war in seinem Leben stets unterwegs in den Bereichen Stadtentwicklung, Raumordnung, Landschaftspflege und Denkmalschutz. Seine Tätigkeiten für die integrierte Stadtentwicklung und Baukultur, aber auch für den Naturschutz- und die Landschaftspflege wurden auf vielfältige Weise gewürdigt und mit hohen Auszeichnungen und Ehrentiteln bedacht.
Die Akteure der Revitalisierung der Sayner Hütte haben mit Professor Ganser einen wichtigen Visionär und Ideengeber mit großer fachlicher Kompetenz verloren.
Die Stadt Bendorf und die Stiftung würdigten die Verdienste des Verstorbenen für die Sayner Hütte.
Der Freundeskreis Sayner Hütte e.V. trauert um sein Mitglied und bedeutenden Förderer Professor Dr. Karl Ganser. In der „Charta“ SAYNER HÜTTE hat er dem Freundeskreis seine Grundhaltung, seine Denkweise und seine Leitgedanken als wichtigen Rahmen für den Umgang mit dem Denkmalareal schriftlich festgehalten.
Am vergangenen Samstag (30. April 2022) wurde Karl Ganser auf dem Friedhof seines Heimatortes beigesetzt.