Im Jahr 2004 hat die Stadt Bendorf die Flächen der Sayner Hütte umfänglich erworben. Dies erfolgte mit dem Ziel, das Gelände für die Öffentlichkeit Zugänglichkeit zu machen, das Industriedenkmal museal zu vermitteln und für Kulturveranstaltungen und weitere Anlässe zu nutzen. Ab dem Jahr 2010 wurde das Areal der Sayner Hütte von der Stadt Bendorf und mit großer Unterstützung von Fördergebern nachhaltig saniert.
Nun konnte ein weiterer bedeutender Abschnitt der Sanierung feierlich eröffnet werden. Mit einem Finanzierungsvolumen von 5,5 Millionen Euro wurden im Zeitraum von 2017 bis 2023 das Arkadengebäude und das Comptoirgebäude generalsaniert, die Transportrampe barrierefrei erschlossen und saniert sowie die neue Kunstgussgalerie im Arkadengebäude konzipiert.
Zur feierlichen Eröffnung waren rund 170 Gäste in die Gießhalle gekommen, darunter auch der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling und Staatssekretärin Simone Schneider, die in ihrer Rolle als Vorstandsvorsitzende der Stiftung Sayner Hütte von einem weiteren „Meilenstein“ für das Hüttengelände sprach. Der Erhalt und die Entwicklung des Industriedenkmals seien eine „Daueraufgabe“. Genau wie Bürgermeister Christoph Mohr dankte sie den Mitstiftern und Förderern des Projektes – Land, Bund und Landkreis mit WFG - und den umsetzenden Planungsbüros und Handwerksbetrieben sowie dem Freundeskreis Sayner Hütte und privaten Spendern.
Insgesamt wurden in die Maßnahmen rund 5,5 Mio. Euro investiert. Hiervon hat das Land Rheinland-Pfalz rund 2,5 Mio. Euro und die Bundesrepublik Deutschland rund 1,9 Mio. gefördert. Der Eigenanteil der Stadt Bendorf lag bei rund 1,1 Mio. Euro.
„Die Sayner Hütte hat eine Schlüsselfunktion in einem landesweiten Netz der Industriekultur“, betonte Innenminister Ebling. Das Geld für die Sanierungen sei gut angelegt und die neue Eisenkunstgussgalerie sei eine großartige Ergänzung für den touristischen Standort Bendorf. „Die Hütte lebt. Bendorf lebt – mit einem breiten und attraktiven Angebot“, so Ebling.
Ein weiteres Grußwort kam von Thomas Juros vom Eisenhüttenverein Orzimek aus Polen, der mit seinem Gefolge in traditioneller Hüttenuniform angereist war und ein Portrait von Hüttenbauinspektor Franz Moritz als Geschenk im Gepäck hatte.
In einem Podiumsgespräch gingen Ausstellungsarchitekt Stefan Nowak, Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE, Sascha Schoblocher, Vorsitzender des Freundeskreises Sayner Hütte, Architekt Thomas Steinhardt, und Werner Prümm, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung Bauen, Wirtschaft, Kultur der Stadt Bendorf auf die Herausforderungen bei der Sanierung, der Ausstellungskonzeption und die künftige Entwicklung des Denkmalareals ein. Alle Rednerinnen und Redner wünschen sich, dass die Sayner Hütte in einigen Jahren ein noch größerer touristischer Anziehungspunkt ist, der Menschen jeden Alters anzieht.
Zwar schon vor einigen Monaten fertiggestellt, aber aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht in öffentlichem Rahmen eröffnet, wurde das sogenannte Comptoir. Dieses Bauwerk stammt aus der Gründungszeit der Sayner Hütte, wie sich am Gebäude selbst sehr gut ablesen lässt, an dessen Fassade in gusseisernen Zahlen die Jahreszahl 1769 angebracht ist. Das Gebäude war vor der Sanierung in einem sehr schlechten Zustand.
Dennoch war es ein glücklicher Umstand, dass noch sehr viel Originalbausubstanz erhalten geblieben ist. Mit viel Expertise der Denkmalpflegebehörden und dem Einsatz von Planern und Handwerkern konnte viel historische Bausubstanz bewahrt werden. So wurden z.B. das Treppenhaus mit dem gusseisernen Treppengeländer und die Eingangstür liebevoll restauriert. In neuem Farbgewand - dem preußischem Gelbton - präsentiert sich das Comptoir heute wieder in der vollen barocken Schönheit. Es wird als Sitz der Stiftung Sayner Hütte genutzt und hat neben einem größeren Besprechungsraum mehrere Büroräume und Archivräume, um die besondere Geschichte der Sayner Hütte zu bewahren.
Saniert wurde auch die historische Transportrampe. Einst fuhren hier die Fuhrleute von den Eisenerzgruben vom Westerwald kommend die letzten Meter zum Entladen der Eisenerze zur sogenannten Möllerbrücke hinauf.
In diesem Bereich musste die mächtige Bruchsteinmauer sanierte werden. Diese zeigte deutliche statische Probleme auf, denn es gab bereits Abbrüche.
Um die Mauer zu erhalten und die Verkehrssicherheit herzustellen, wurde sie neu aufgebaut und mit Stahlankern und einem Stahlnetz gesichert. Zudem wurde die nicht mehr vorhandene Möllerbrücke, die eine Verbindung zwischen Transportrampe und Hochofen darstellte, neu in Gerüstbauweise interpretiert.
Bei den Arbeiten gab es einige Herausforderungen, denn Hohlräume im losen Gestein machten bei der Verankerung der Mauer zunächst Probleme, die aber nach Änderung des Bohrverfahrens überwunden werden konnten.
Das sogenannte Arkadengebäude war ehemals das Produktenmagazin der Sayner Hütte.
Somit war es naheliegend, die Räume für die Eisenkunstguss-Sammlung als Museumsräume umzubauen. Auch das Arkadengebäude war in einem sehr ruinösen Zustand und musste generalsaniert und teilweise auch statisch gesichert werden. Bei den Arbeiten wurde überraschend an der Nordwestseite des Gebäudes eine mächtige, in Bruchstein gemauerte, Wasser-Radkammer gefunden, die noch gesichert und in den Besucherrundgang integriert werden soll. Ebenso wurden mehrere Gewölbe im Erdboden vor dem Arkadengebäude entdeckt, deren historische Funktion noch erforscht werden muss. Das Arkadengebäude stellt sich nun wieder in attraktiver Gestalt dar und nimmt seinem Platz in dem besonderen Gebäudeensemble mit einer neuen Rolle als „Eisenkunstguss-Galerie“ der Sayner Hütte war.
Neu ist die Inszenierung dieser „Eisenkunstguss-Galerie“. Auf rund 300 m² Ausstellungsfläche wurde mit anspruchsvoller und moderner Ausstellungsarchitektur ein besonderes Vermittlungsangebot geschaffen.
Alles andere als langweilig ist die Geschichte des Eisengusses und besonders des Eisenkunstgusses, in der die Sayner Hütte eine besondere Rolle spielt.
Neben der historischen Produktion wird auch die Entwicklung des Industriedesigns, die Bildung einer Marke und die Einführung des Vertriebs von Massenprodukten beleuchtet.
Auch Bezüge zu gegenwärtigen und zukünftigen Formen des Industriedesigns werden in der Ausstellung angesprochen.